Fair Trade – Chance für Menschen mit Behinderung

Weltweit gibt es nach Schätzung der Vereinten Nationen etwa 1 Milliarde Menschen mit einer Behinderung. Damit sind sie die größte Minderheit der Welt. Die Weltbank geht davon aus, dass alleine in Indien zwischen 55 Millionen und 90 Millionen Inderinnen und Inder mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung leben.

Besonders betroffen sind Menschen mit Handicap aus den ärmsten Bevölkerungsschichten. Denn sie haben oft keinen oder wenig Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und einem Arbeitsplatz.
Für diese Menschen bedeutet eine Behinderung daher meist noch tiefere Armut und soziale Ausgrenzung.
Denn noch immer sind Aberglaube und die Unterstellung von schlechtem Karma durch Missetaten im gegenwärtigen oder einem vergangenen Leben weit verbreitet. Oft sind selbst die nächsten Angehörigen nicht frei von diesen Vorurteilen. Außerdem sind Menschen mit Behinderung von auf dem indischen Subkontinent häufigen Naturkatastrophen wie Dürre, Stürmen, Überschwemmungen und Erdrutschen überdurchschnittlich gefährdet.

Doch auch ohne diese Ausnahmeereignisse ist es für sie in Indien wegen der nach wie vor unterentwickelten Infrastruktur schwer sich frei zu bewegen. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse, Kaste aber auch das Geschlecht eines Menschen mit Behinderung haben in Indien großen Einfluss darauf, in welchem Umfang sie Unterstützung von anderen erfahren.

Frauen mit Behinderung abgehängt

So konstatiert Dr. Anita Ghai, Dozentin am Jesus & Mary College von Neu-Delhi, die sich auf Gender und Behinderung spezialisiert hat, dass sich die Behindertenrechts-Bewegung in Indien vor allem aus Aktiven aus den oberen und mittleren Bevölkerungsschichten zusammensetzt, die im wesentlichen die Zielvorstellungen westlicher Behindertenrechtsorganisationen kopierten.
In ihrem Buch „Disabled Women: An Excluded Agenda of Indian Feminism“ legt Ghai statistisch dar, dass Frauen mit Behinderung in Indien im Vergleich zu ihren männlichen Gegenübern deutlich marginalisiert werden.

Natürlich hat sich auch die indische Regierung bereits seit einiger Zeit der Problemlage um Menschen mit Behinderung in ihrem Land angenommen. So werden viele neue Gebäude zumindest behindertenfreundlich angelegt und Bundesstaaten, die ihre bestehende Infrastruktur barrierefrei weiterentwickeln, erhalten dabei finanzielle Unterstützung.

Fairer Handel als Triebfeder

Nicht nur in Schwellenländern können Unternehmen zum gesellschaftlichen und infrastrukturellen Fortschritt eines Landes beitragen, wenn die dafür notwendige Unternehmensphilosophie vorhanden ist. Und die gibt es auch in Indien.

So arbeitet SENSE ORGANICS in der Herstellung der Baby- und Kinderkleidung aus Bio-Baumwolle gezielt mit einem Betrieb im südindischen Bundestaat Tamil Nadu zusammen, der unter seinen Beschäftigten eine höhere Behindertenquote aufweist, als sie beispielsweise in deutschen Verwaltungen vorgesehen ist.

Parkplatz für die Fahrzeuge von Menschen mit Behinderung

Hier lässt sich besonders deutlich erkennen, worauf es bei der Beteiligung von Menschen mit Behinderung wirklich ankommt: Nicht auf die formale Selbstverpflichtung, sondern auf ethische Unternehmenspraxis im Alltag.
Fair Trade-Unternehmen vor Ort haben deshalb ein besonderes Potential, den Gedanken von Inklusion in ihren Betriebsabläufen umzusetzen. In der SENSE ORGANICS-Kooperationsfirma, ist die Anstellung und Beschäftigung von Menschen mit Handicap entsprechend ihren persönlichen Bedürfnissen bereits selbstverständlich.
Für ihre behindertengerecht umgebauten Motorroller- oder Fahrräder steht ihnen eigener Parkraum direkt an ihren Werkstätten zur Verfügung. Die Arbeitsplätze sind auf die Menschen angepasst.

Vertrauen schafft Verbesserung

Der Grundgedanke des Fairen Handels bedeutet also nicht nur gerechte Entlohnung und sichere Arbeitsbedingungen. Das Fair Trade-Prinzip von langfristigen, partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Händlern und Produzenten ermöglicht dort, wo es so vertrauensvoll und langanhaltend gelebt wird wie zwischen SENSE ORGANICS und seinen indischen Partnern, auch eine Erweiterung auf die Förderung von benachteiligten Minderheiten.

Angesichts der zig Millionen Menschen, die so gravierend von Ausgrenzung wegen ihrer Behinderung betroffen sind, wird an diesem Beispiel schnell klar, welche Möglichkeiten hier durch Fair Trade bestehen. Nämlich nichts weniger als für eine Bevölkerungsschicht so groß wie die Einwohnerzahl Deutschlands, einen signifikanten Wandel ihrer Zukunftsperspektiven und ihrer Lebensqualität zu erreichen.



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