Kindermode auf dem Holzweg

Kindermode auf dem Holzweg

Vor etwa dreihundert Jahren endeckten Forstwirte ein Prinzip, dass uns heute selbstverständlich erscheint. Doch damals war es ein neuer völlig neuer Denkansatz: Für jeden Baum, den man fällt, muss man einen nachpflanzen, wenn man immer genug Holz haben will. Dieses Prinzip nannten sie Nachhaltigkeit, auf Englisch Sustainability.

Dass der Oberberghauptmann des Erzgebirges Hans Carl von Carlowitz empfahl, nur so viel Holz zu schlagen und „Conservation und Anbau des Holzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe“, war vor allem durch wirtschaftliche Interessen getrieben. Denn er stand im Dienste Kursachsens und hatte dafür zu sorgen, dass dem Bergbau als wichtigstem Wirtschaftszweig niemals das Holz als Baumaterial und Brennstoff ausging. Das machte planvolle Bewirtschaftung notwendig, über die er 1713 in seiner Naturmäßigen Anweisung zur wilden Baum-Zucht schrieb und dabei erstmals den Begriff der Nachhaltigkeit gebrauchte.
Bis dahin behandelten die Menschen die Natur buchstäblich „wie die Axt im Walde“ und verbrauchten das Naturprodukt Holz einfach. Viele Mittelmeerregionen sind heute weitgehend unbewaldet, obwohl in der Antike auch dort Bäume standen, bis sie vor allem zum Schiffbau abgeholzt und nie wieder nachgepflanzt wurden. Wer solches Verhalten für eine Sünde der Vergangenheit hält, möge sich die gegenwärtige Überfischung der Meere ins Gedächtnis rufen. Die Fangquoten erlauben kaum noch die Erholung der Bestände und manche Fischarten sind schon beinahe nicht mehr zu finden.

Der Holzweg als Weg in die Zukunft

Doch warum gelingt uns beim Umgang mit Holz nachhaltiges Handeln und bei der Vermeidung von ausbeuterischer Fischerei nicht? Die Antwort gibt uns wiederum der sächsische Bergrat Carlowitz. Denn sein Antrieb zur Erhaltung des Gleichgewichts der Baumbestände war ökonomischer Natur, um den Nachschub für den einträglichen Minenbetrieb zu gewährleisten. Nachhaltiger Umgang bedeutet wirtschaftlichen Erfolg.
Anders ist es in der Fischerei, wo derjenige den größten Profit macht, der am meisten Fische aus dem Wasser holt. Egal, ob er welche züchtet oder nicht. Der Holzweg ist also eigentlich der richtige Weg im Umgang mit endlichen Ressourcen. Auch in der Textilbranche setzt sich diese Erkenntnis immer häufiger durch. Nirgendswo ist das sinnstiftender als bei der Gestaltung von nachhaltiger Baby- und Kindermode. Der neuen Menschengeneration, die diese Kleidung für ihr Heranwachsen braucht, hinterlässt man durch bewussten Konsum auch die natürlichen Ressourcen, die diese Menschen einmal für ihr Leben brauchen werden. Eigentlich ganz einfach, wenn man will. Aber so simpel, wie in der Forstwirtschaft, wo offenkundig ist, dass für jeden gefällten Baum einer gepflanzt werden muss, ist Nachhaltigkeit nicht immer. Aber auch bei der Herstellung von Kinderkleidung lässt sie sich umsetzen. Man muss nur mehr dafür tun. Etwa durch den Anbau von gentechnikfreier Bio-Baumwolle, die mittels Solarenergie gesponnen und gewoben wird. Die daraus gewonnen Stoffe müssen statt mit Chlor mit Sauerstoff gebleicht werden. Werden sie gefärbt oder bedruckt, müssen die Farben zu 100 Prozent giftfrei und über biologische Prozesse abbaubar sein. Sowohl beim Anbau der Baumwolle auf den Feldern als auch bei den Brauchwassern während der Wasch- und Färbeprozesse gilt es, die Prinzipien nachhaltiger Wasserwirtschaft einzuhalten und Abwässer bis hin zu Trinkwasserqualität aufzubereiten.

Nachhaltigkeit weltweit

Das hört sich aufwändig an? Ist es auch und lässt sich trotzdem für die Herstellerunternehmen wirtschaftlich realisieren. Denn erst dann kann Nachhaltigkeit auch dauerhaft nachhalten - wenn sie sich für alle Beteiligten rentiert. Zur ökologischen Nachhaltigkeit gehört deshalb auch die soziale Nachhaltigkeit. Denn Oberberghauptmann Carlowitz meinte mit seiner nachhaltigen Forstwirtschaft nicht, dass man selbst so viel verheizen kann, wie man möchte und sich den Holznachschub dann aus anderen Regionen besorgt. Vielmehr das Gegenteil ist der Fall. Durch nachhaltiges Wirtschaften und Konsumieren müssen auch die Menschen in anderen Teilen der Welt in die Lage versetzt werden, ebenfalls die nötigen ökonomischen Spielräume zu haben, um nachhaltig zu handeln. Denn wir wissen aus der Fischerei, dass alles miteinander verbunden ist. Ausbeutung woanders heißt in der Konsequenz immer auch Ausbeutung vor Ort. Das bedeutet: Nur wenn die Menschen, die die Babykleidung herstellen für ihre Arbeit fair bezahlt werden und andere Menschen, diese Kinderkleidung wiederum für erschwingliche Preise kaufen können, ist das Prinzip von Nachhaltigkeit wirklich zu Ende gedacht.

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