Ein doppeltes Spiel

Ein doppeltes Spiel

Nicht nur wir Erwachsenen können für uns immer öfter die Frage stellen: Was brauche ich wirklich? Mit Blick in unsere Kleiderschränke lautet dann die Antwort oft: das meiste nicht. Kinder legen in aller Regel weniger Wert auf eine überbordende Garderobe. Bei Spielzeug sieht das bekanntlich ganz anders aus. Doch auch hier ist die Frage erlaubt: Was brauchen sie wirklich?

Die Spielzeug-Industrie ist genau das: eine Industrie. Mit einem gewaltigen Marketing-Apparat, der immer neue Bedürfnisse schafft, wo meist gar keine sind. So läuft es natürlich in anderen Branchen auch. Doch Zielgruppe für Spielwaren stellen bekanntlich zum allergrößten Teil Kinder dar. Bei ihnen kennen die Werbestrateg*innen die Schlüsselreize besonders genau und wissen, wie sie zielgerichtet Druck auf Eltern für eine Kaufentscheidung ausüben können.
Ohne Frage brauchen Kinder Spielsachen. Denn durch Spielen findet ein Großteil der kognitiven und motorischen Entwicklung statt. Außerdem entfaltet sich im gemeinsamen Spiel die soziale Kompetenz. Spielgeräte und Spielzeug können das unterstützen. Dabei müssen es nicht unbedingt bunte Kunststoff-Fabrikate sein. Denn die geben die Funktion und Verwendung der Spielzeuge oft detailliert vor und engen so die Spielmöglichkeiten ein. So wird zusätzlich Nachfrage nach weiteren Spielsachen geschaffen.

Beziehung statt Billigware

Kinder entwachsen ihren Spielzeugen darüber hinaus genauso schnell wie ihrer Kleidung. Nur wenige Sechsjährige begeistern sich noch für ihre Lieblingsfiguren von vor drei Jahren. Das müssen sie häufig auch nicht, denn mindestens zweimal im Jahr – zu Geburtstag und Weihnachten – gibt es Nachschub. Das verhindert jedoch, dass Kinder wirkliche Verbindungen zu ihren Spielsachen über Jahre aufbauen. Sie lernen so viel schlechter, mit lieb gewonnenen Dingen sorgsam umzugehen und lassen öfter zu, dass wenig benutzte Spielsachen entsorgt werden. Das jedoch steht allen unseren Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit im Alltag entgegen.

Gute Spielsachen müssen deshalb mehr sein können, als das, was sie auf den ersten Blick darstellen. Je weniger Verwendungsmöglichkeiten Dinge vorgeben, umso mehr regen sie die Fantasie an und geben zusätzliche Optionen mit der eigenen Spielidee anzuknüpfen. Ein Rutschauto mit vier Rädern und Lenkrad stellt im Grunde im Spiel nur eines dar: ein Auto. Ein Pappkarton kann dagegen Auto, Schiff, Flugzeug, Raumschiff, Burg, Haus, Laden, Höhle, Nest und noch unendlich viel mehr sein. Wenn Eltern die Zeit investieren, die sie für die Bestellung vorgefertigter Spielsachen aufbringen, um aus Alltagsutensilien gemeinsam mit Schere, Klebstoff, Stiften und Schnur neue Spielwelten entstehen zu lassen, handeln sie besonders nachhaltig. Denn natürlich werden so Stoffe recycelt, die ansonsten im Müll gelandet wären. Gleichzeitig werden dadurch auch Spiel-Produkte nicht angeschafft, für deren Herstellung neue Ressourcen verbraucht werden, die auch irgendwann auf dem Müll landen und gar nicht mehr wiederverwendet werden können. Der Pappkarton der über den Versandhandel in unseren Haushalt gekommen, mehrere Nachmittage ein kleines Spiel-Universum gewesen ist und dann entweder zerlegt oder verschmäht im Altpapier landet ist damit ein wahres „Super Toy“. Also ein Spielzeug, dass nicht nur keine zusätzlichen Rohstoffe für seine Herstellung benötigt, sondern zusätzlich noch den Verbrauch weiterer Ressourcen verzögert, wenn nicht sogar ganz unnötig macht.

Nachhaltige Freunde fürs Leben

Zu Verpackungsmaterial lässt sich allerdings kaum eine emotionale Verbindung aufbauen. Das ist bei Stoff- und Kuscheltieren anders. Die kleinen ersten Freunde sind Spielgefährte und kuscheliges Trostpflaster gleichermaßen. Sie sind die Begleiter der Kindheit, an die wir noch als Erwachsene gerne zurückdenken, wenn wir sie schon längst nicht mehr überall hin mitnehmen. Weil zu Kuscheltieren Tag und Nacht ein besonders enger Kontakt besteht, gibt es einige Dinge, auf die beim Kauf unbedingt geachtet werden sollten:

Plüschtiere müssen hautfreundlich sein. Deshalb ist es wichtig, dass sie vollständig aus Baumwolle gefertigt sind, die aus kontrolliert biologischem Anbau stammt. Auch für die Füllung sollte nichts anderes als Bio-Baumwolle in Frage kommen, denn die besten Freunde müssen auf jeden Fall frei von giftigen Chemikalien sein. Wichtig ist außerdem, dass sie vernünftig per Hand oder im Wollwaschgang zu waschen sind. Denn Stofftiere haben ein hartes Leben.

Grundsätzlich sollte man sich beim Kauf von Spielsachen auf die eigenen Sinne und den gesunden Verstand verlassen. Robuste, natürlich erzeugte und langlebige Materialien wie etwa Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC-Siegel) oder Bio-Baumwolle sind besonders nachhaltig und besser als Plastik. Weiche Kunststoffe und vor allem PVC enthalten dagegen häufig Giftstoffe. Wenn es aber Spielzeug aus Kunststoffen sein muss, ist es sinnvoll, beim Kauf darauf zu achten, dass die Produkte als PVC-frei und Phthalat-frei gekennzeichnet sind. Was nach Chemie riecht, enthält offensichtlich Stoffe, die ausdampfen. Second-hand-Kinderspielzeug von Flohmärkten oder Tauschbörsen ist deshalb eine weitere gute Alternative, denn aus ihnen haben sich möglicherweise einmal enthaltene Schadstoffe größtenteils schon verflüchtigt.

Kinder müssen spielen können. Spielzeuge unterstützen die Entwicklungsmöglichkeiten während des Spielens. Gute Spielzeuge erlauben nicht nur einen vielfältigen Gebrauch, sondern sind so wertig und stabil gefertigt, dass sie lange halten und damit langanhaltende Verbindung zulassen.



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